Nun stellte ich aber auch fest, dass es weder einen "Traditionsverein" o.ä. gab, noch irgendwo zentral in einem Archiv man über die Raketenspezialisten recherchieren konnte.
Auch steht die Befürchtung im Raum, dass der Mantel der Zeit vieles unwiderruflich vergessen lässt. So habe ich mir zum Ziel gesetzt, in einer "Gedenksammlung deutscher Raketenspezialisten in der Sowjetunion" alles über sie zusammenzutragen was heute noch bei den Angehörigen existiert.
Dazu zähle ich sowohl private "Lebensberichte", Fotos und Briefe, als auch Sachstücke. Mittlerweile hat sich so viel angesammelt, dass ich es separat in einer Lehrsammlung Raketentechnik ausstelle. Dass neben der Technik das Schicksal des Einzelnen ebenfalls zum Tragen kommt, soll ein spezieller "Gedenkstein" mit "Steinen des Anstoßes" von Orten verdeutlichen, die mit der Raketenentwicklung in Verbindung stehen. Ein heranwachsender "Raketen-Wald" soll Zuversicht in die Zukunft widerspiegeln.


Gedenkstein

"Gedenk-Stein des Anstoßes"

Beim Aufräumen der "Hinterlassenschaften" des Vorbesitzers auf meinem Grundstück fand ich einen Mühlenstein - zerbrochen in zwei Hälften. Wie kann so ein Stein zerbrechen? dachte ich. Ein Mühlenstein als Synonym für Größe, Stärke und Wohlstand... Und doch wurde der Stein, so wie es aussieht, durch den Mitnehmerbolzen der Welle so unter Spannung gesetzt, dass er entzwei ging. Und ich sinnierte: Auch starke Menschen, die durch unglückliche Umstände in die Mühlen der Geschichte geraten, können darin zerbrechen...
Ich erachte ihn als bezeichnende Metapher und halte den Stein für Wert daran zu erinnern, dass die Raketentechnik sowohl Fortschritt als auch Vernichtung sein kann. Die darauf gelegten Steine von "Raketenstätten" mögen zusätzlich ein "Gedenk-Anstoß" sein. Die brennende Kerze ist Erinnerung und Achtung.


Raketenwald

Zu einer anderen Sache hat mich das damalige Raketentreffen 1998 in Bleicherode angeregt - der Raketenbaum: Die Wurzeln zogen die "Nährstoffe" aus allen "Vätern der Raumfahrt" weltweit, im Stamm in Deutschland bündelte sich eine wegweisende Entwicklung und die Krone, die mit ihren Ästen in alle Himmelsrichtungen der Raketentechnikmigration weist, treibt und blüht und trägt reiche "Früchte". Natürlich wirft eine Krone auch Schatten oder ein Ast bricht mal ab...
Ich werde versuchen, aus den unterschiedlichsten Gegenden der Raketenentwicklung kleine Setzlinge zu erhalten. Durch den Boden auf meinem Grundstück bedingt müssen es vorrangig Nadelbäume sein. Die Kummersdorfer und Peenemünder Kiefern gedeihen schon prächtig! Und wer weiß, vielleicht sprießen bald russische, englische, französische und amerikanische Bäumchen in Dresdner Gefilden und bilden einen internationalen "Mischwald"? Wer hilft mit?

Das Buch zum Thema:
Nach einer recht schwierigen "Geburt" und monatelangen Vorankündigungen erschien im Oktober 1997 ein Buch im Bernard & Graefe Verlag, an dem ich mitarbeiten durfte und das auch heute noch nichts von seiner Authentizität eingebüßt hat:

"Peenemünde und seine Erben in Ost und West" vom Spezialistentreffen-Initiator Jürgen Michels (324 Seiten, über 300 Abbildungen, gebunden, EUR 39,-; ISBN 3-7637-5960-3).

Besonders bei den Auslandsentwicklungen habe ich mich hier auf Gebiete ausgedehnt, die bisher noch nicht in deutschen Veröffentlichungen so ausführlich dargestellt wurden: "Spezialisten in der UdSSR" und "Peenemünder in Frankreich". In Verbindung mit den Ausarbeitungen von Herrn Michels sind somit international erstmalig alle vier Migrationsrichtungen der Peenemünder Entwicklungen in einem Band vereinigt: England, USA, Frankreich, UdSSR.

Als Ziel meiner andauernden Fachrecherchen steht ein "Kompendium Raketentechnik", worin die erdumspannende Genesis vom Aggregat zur ICBM beschrieben werden wird. Der aktuelle Erkenntnisstand kann auf www.Raketenspezialisten.de verfolgt werden.

Peenemünde und seine Erben in Ost und West

Olaf Przybilski

(Verwendung der Abbildungen nur mit Quellenangabe: Archiv Przybilski/Dresden)


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